Brüser Dorf Bonn e. V.

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Auf dem Gelände des Aktivspielplatzes am Abenteuerweg befindet sich auch die Tagesgruppe 3 Brüser Berg der Jugendfarm Bonn. Hierbei handelt es sich um eine Maßnahme “Hilfen zur Erziehung”.
Dieses Angebot gemäß Sozialgesetzbuch (SGB VIII) hilft, eine Heimunterbringung von Kindern zu vermeiden. Die Kinder wohnen weiterhin bei ihren Eltern und besuchen ihre normale Schule und verbringen auch ihre Wochenenden in der Familie. Die pädagogische Betreuungszeit beginnt mit dem Schulschluss und endet am Abend (oft 18:00 Uhr). Soziales Lernen in der Gruppe, Überwindung von oft stark delinquenten Verhaltensproblemen und/oder familiären Missständen sowie die schulische Förderung stehen im Vordergrund dieser Jugendhilfeleistung. Dabei spielt die intensive familientherapeutische Elternarbeit von Anfang an eine große Rolle. Für allgemeine Informationen zu Tagesgruppen siehe Wikipedia.
Über das Zusammenspiel von Offener Arbeit und Hilfen zur Erziehung erschien in der Zeitschrift “Offene Spielräume” des BDJA, des deutschen Dachverbands der Aktivspielplätze, in Ausgabe 1/2020 ein Artikel von Elisabeth Koppitz aus Bonn:

Hand in Hand
Offene Arbeit und Hilfen zur Erziehung

Autorin: Elisabeth Koppitz, Bonn
Aus: Offene Spielräume 1/2020 – Zeitschrift des BdJA, Stuttgart
Die Jugendfarm Bonn: drei Fachbereiche unter einem Dach – und die Kernidee bleibt Programm! Als Träger der freien Jugendhilfe ist die Jugendfarm in Bonn mittlerweile mit ihren Fachbereichen “Offene Arbeit”, “Jugendhilfe und Schule” sowie “Hilfen zur Erziehung” (HzE) tätig. Und dabei bleibt sie ihren Wurzeln treu. Die Kernidee der Jugendfarm steht nach wie vor im Vordergrund der Arbeit: Die Schaffung kindgerechter Lebensräume in Verbindung mit den Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe.
In der Praxis der Jugendhilfe verknüpft die Jugendfarm Bonn im Rahmen einer systemisch angewandten Pädagogik Offene Arbeit, Hilfen zur Erziehung (HzE) sowie Angebote an Schulen miteinander. ln den Sozialräumen werden die entstehenden Synergieeffekte genutzt und damit den Aufbau einer vielfältigen “Bildungslandschaft” unterstützt. ln den Einrichtungen der Offenen Arbeit und den zahlreichen Schulen, mit denen die Jugendfarm Bonn als Träger kooperiert, hat dieses Prinzip ebenso Gültigkeit wie im Bereich der HzE. Die betreuten Kinder, Eltern oder Sorgeberechtigte, Lehrer★innen und Fachkräfte profitieren von dem Prinzip der angewandten systemischen Pädagogik mit enger Vernetzung der Fachbereiche und den daraus resultierenden Synergieeffekten. Kinder und Jugendliche werden immer mehr Zeit in Bildungseinrichtungen verbringen. Damit kommt den Trägern der Jugendhilfe eine Schlüsselfunktion beim Gelingen von Kindheit zu, die keinesfalls unterschätzt werden darf. Es ist Aufgabe der Träger und Einrichtungen, sich einzumischen und für das einzustehen, was Kinder und Jugendliche brauchen. Genau dies machen und ermöglichen Jugendfarmen und Aktivspielplätze: Die Schaffung von individuellen Freiräumen. Denn persönliche Entwicklung, Lebensfreude, Neugier, Selbstwirksamkeit und persönlicher Wachstum werden nur möglich, wenn Kindern Freiräume dafür eingeräumt bekommen. Dafür brennt die Jugendfarm Bonn und daher und dafür kooperieren ihre Fachbereiche eng miteinander.
Hintergrund
Die Jugendfarm Bonn engagiert sich für ein kindgerechtes und selbstbestimmtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Das gelingt am besten, indem mit den Kindern Lebensräume gestaltet werden und für Freiräume gesorgt wird. Die Natur ist dabei ein wichtiger Partner. Sie ist der angestammte Entwicklungsraum von Kindern. Aus ihr lässt sich die ganzheitliche Gestaltung von kindgemäßen Lebens- und Lernräumen ableiten. Daher vertraut die Jugendfarm Bonn bei der Durchführung ihres Auftrages von Förderung, Erziehung und Bildung auf die Wurzeln ihrer pädagogischen Arbeit. Diese finden sich in der Jugendfarm-Bewegung ab den 1970er Jahren wieder. Die humanistisch geprägten, erlebnisorientierten, tiergestützten und systemischen Ansätze und Angebote bilden das pädagogische Fundament. Daraus entstehen Freiräume, die für vielfältige Lernerfahrungen und damit für eine gelingende Lebensbewältigung unerlässlich sind und diese tragen wir durch das Zusammenarbeiten der drei Fachbereiche von unseren Plätzen aus weiter in die verschiedensten Lebens-, Sozial- und Lernräume von Heranwachsenden.


Team-Aktionstag auf der Jugendfarm Bonn (Quelle: Jugendfarm Bonn e. V.)

Gelebtes Miteinander
Neben der Zusammenarbeit des Fachbereiches Jugendhilfe und Schule mit der Offenen Arbeit findet tagtäglich ein intensives Miteinander von Offener Arbeit mit den Angeboten im Bereich HzE statt. An drei Standorten der Offenen Arbeit der Jugendfarm Bonn sind jeweils eine oder mehrere sogenannte “Tagesgruppen” bzw. “flexible Tagesbetreuungen” mit angesiedelt. Auch wenn der Alltag der Gruppen und der Offenen Arbeit sehr unterschiedlich ist, so ist die gemeinsame Basis die pädagogische Haltung und der Wille, jedem Kind das zu geben, was die Plätze ermöglichen. Somit geht es bei der Kooperation zwischen Offener Arbeit und Hilfen zur Erziehung darum, dass die jeweiligen Plätze gemeinsam genutzt werden zum Wohl jedes einzelnen Kindes.
Auf der Basis einer systemischen Grundhaltung zeichnet sich die Arbeitspraxis im Bereich HzE durch ein breites Repertoire pädagogischer Methoden aus, deren Kombination sich flexibel und passgenau am aktuellen Bedarf der Heranwachsenden orientiert. Zentrale Schlüsselqualifikationen, die diesen Prozess ausmachen, sind das Erlernen von Konfliktfähigkeit, Selbstorganisation und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme. Die äu;ßeren Rahmenbedingungen, die die Jugendfarm Bonn in ihrem Fachbereich HZE setzt, versuchen die individuelle Entfaltung jedes Einzelnen so zu fördern, wie es unter dem Aspekt der lnklusion als ganz selbstverständlich angesehen wird. Wichtigster Kern hierbei ist daher, dass die HzE-Gruppenangebote auf den Plätzen der Offenen Arbeit des Trägers angesiedelt sind und ein vertrauensvolles Miteinander auf Augenhöhe gelebt wird. Die Plätze werden von den Mitarbeiter★innen vor Ort gemeinsam in fachbereichsübergreifenden Teams konzipiert, genutzt und weiterentwickelt.
Die Jugendfarm Bonn arbeitet Ressourcen- und lösungsorientiert. Diese Herangehensweise gilt als Grundlage jeglicher pädagogischen Interventionen und wird in allen Fachbereichen angewandt. Durch die Plätze, die HzE und Offene Arbeit gemeinsam haben und nutzen, können für beide Bereiche positive Synergieeffekte entstehen und beide Bereiche können von der Zusammenarbeit profitieren. Die Offene Arbeit ist sehr flexibel und bietet ideale Rahmenbedingungen, um sich als Heranwachsende★r frei ausprobieren zu können. lm Bereich der HzE steht durch eine individuelle und intensive Betreuung der (unbegrenzte) Freiraum weniger stark im Vordergrund, geht es hier doch oft darum, dass Kinder zunächst wieder lernen müssen, sich an Strukturen zu gewöhnen und Grenzen zu akzeptieren. Durch die Möglichkeit, auf den Plätzen der Offenen Arbeit das Angebot durchzuführen, wird den jungen Menschen im HzE-Setting dennoch das höchstmögliche Ma;ß an Freiraum ermöglicht und zudem lnklusion wirklich gelebt. Trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen gelingt es den Mitarbeiter★innen aufgrund ihrer professionellen, zugewandten und fördernden Haltung doch immer wieder, die Bedürfnisse der Kinder nach freier Entfaltung und die sie begrenzenden Anforderungen so auszubalancieren, dass sie dem trägereigenen Anspruch an bildende Freiräume auch in unterschiedlichsten Settings gerecht werden können.
Von der Theorie zur Praxis: Wie sieht es in der Durchführung aus?
Natürlich bleiben Herausforderungen nicht aus, wenn zwei so unterschiedliche pädagogische Systeme wie beispielsweise das einer betreuten Tagesgruppe im Rahmen von Hilfen zur Erziehung und das System Offener Arbeit zusammenkommen. Jedoch sieht die Jugendfarm Bonn diese Herausforderungen in erster Linie als Chance, denn der Gewinn aus der Zusammenarbeit der zwei Fachbereiche wiegt aus unserer Sicht sehr viel höher als die Herausforderungen. Diesen stellen sich die Mitarbeiter★innen, da die langfristigen Vorteile für die Kinder über die Jahre deutlich erkennbar sind. Des Weiteren und von besonderer Bedeutung ist, dass durch die Verortung der Tagesgruppen auf den Plätzen der Offenen Arbeit der Verwurzelung des pädagogischen Hintergrundes besonders Rechnung getragen wird. Die pädagogische Haltung von Jugendfarmen und Aktivspielplätzen zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit in allen Fachbereichen durch und ist den Mitarbeiter★innen sehr wichtig. Dadurch, dass die Arbeit der Gruppen aus dem Bereich Hilfen zur Erziehung auch auf den Plätzen stattfindet, kann dieser Haltung natürlich besonders gut nachgegangen werden und sie umso besser in die tägliche Arbeit mit einbezogen werden. Dies spielt dann wiederum in die Tatsache hinein, dass langfristige Vorteile für die betreuten Kinder erkennbar sind - so erfahren viele dieselben Vorteile, die Besucher★innen der Offenen Arbeit mitbekommen. Zusätzlich zu der Hilfe an sich, die das jeweilige Kind im Rahmen der Hilfen zur Erziehung bekommt, erfährt es die Aspekte von Jugendfarmen und Offener Arbeit und erfährt aus unserer Sicht somit eine erheblich erhöhte Chance auf gelingendes Aufwachsen. Die Besucher★innen der Offenen Arbeit wiederum leben und erleben auf den Plätzen umso mehr Vielfältigkeit und lnklusion.
Es lässt sich also leicht erkennen, warum dieses Konzept gut aufgeht und weshalb Mitarbeiter★innen beider Fachbereiche es begrü;ßen und leben, trotz der Herausforderungen. Diese sind klar benennbar: Allem voran muss erhöhter Aufwand und somit erhöhter Ressourcenbedarf in Bezug auf Kommunikation und Absprachen eingeplant und (im Alltag) berücksichtigt werden. Durch die unterschiedlichen Systeme ist es nötig, regelmä;ßigen Austausch sicherzustellen. Auch muss gewährleistet sein, dass bei Bedarf auf Situationen und Entwicklungen kurzfristig eingegangen werden kann. Es gilt, stets Kompromisse und gute Lösungen zu finden. Nicht nur auf Leitungsebene ist konstruktive, enge Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu garantieren - auch die Zusammenarbeit der einzelnen Teams miteinander muss gefördert und regelmä;ßig unterstützt und weiterentwickelt werden.
Weitere Informationen und Kontakt unter www.jugendfarm-bonn.de.